nad labem – IN RUHE AUSRASTEN

(English version)


nad labem - IN RUHE AUSRASTEN  (Cover)

Musik und Text: David Friedemann
Gesang: Friederike Pilz, David Friedemann
Mixing/Mastering: M. S. Christ

 
Spotify | Apple Music | Deezer | Bandcamp
 

freier Download im mp3-Format via Archive.org
(mp3 – CBR-320kbps)

Download in verlustfreien Formaten via Bandcamp
(mp3, FLAC, AAC, Ogg Vorbis, ALAC, WAV, AIFF)

 
Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Album ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.

 
>>>KÜNSTLERSEITE<<<

Zielgerichtet springen die Songs des Projekts nad labem aus der Kiste, die man womöglich sträflicher Weise etwas zögerlich öffnet, weil der eine oder andere kryptische Psalm auf dem druckvollen Beat konfrontativ daher geritten kommt. Und eigentlich ist die Kiste eine ziemlich persönliche Schublade von Musiker/Schlagzeuger David Friedemann mit fragmentierten poetischen Herzensangelegenheiten, losen Fadenenden und gesammelten Sprungansätzen, die obendrein lange Zeit zu klemmen schien, vielleicht auch, weil er für gewöhnlich nicht mit Türen in Häuser fällt und eher hinterm Berg hält, obwohl ihm eigentlich die ganze Zeit der Puls geht.
Wie der so geht, konnte man unter anderem bei den legendären Planet9, bei den herrlich vertrackten ne:o und bei menkenkes, allesamt in Dresden verwurzelte Bands, mindestens erahnen.

War es nun die persönliche Krise in der globalen, die reife Zeit oder ein plötzlicher Knacks an einem dieser Tage – David Friedemann hat sich ein Herz gefasst, jene Schublade ausgekippt und angefangen zu arbeiten. Herausgekommen ist ein ganzes Album, das liegengelassene Textfragmente, Eindrücke und Gedanken auf einem immer zentralen Beat zurück in den Fluss der Zeit holt, wo jene sich zu wunderbaren Songs auswachsen, denen wirklich auch noch die Kunst innewohnt, trotz ihres spröden Erstkontakts mit jedem Hören weiter zu wachsen.
In die nicht zuletzt bei seinen alten Bands gelernte Ambivalenz im Arrangement prescht physisch spürbare Rastlosigkeit und macht jeglichem Abschweifungspotenzial etwa in Richtung Referenzhölle vorzeitig den Garaus. Im unruhig flirrenden Opener „rochelle“ mit seinen nur scheinsedativ getupften Akkordsternen am Firmament wird regelrecht erklärt, dass nun gar keine Zeit dafür sei, um über den zweiten Platz an Deck zu streiten, denn: „Von dort scheint der Himmel meilenweit“. Die Bewegung nach vorn bleibt maßgeblich; wenn Friedemanns Dampfsegler Schlagseite oder Flaute droht, wird gekonnt, wie in „mbour“, zur rechten Zeit per Rhythmuswechsel zwei Gänge hochgeschalten (das Tanzbein zuckt ja ohnehin schon die ganze Zeit) oder gleich in „aaahhlx“ unter frechen Textgirlanden und – Entschuldigung – geilem House-Uptempo-Groove die Discokugel angeschmissen.
Und doch: Die Sehnsucht streitet mit dem Drang, Melancholie mit Euphorie, Bedrohung mit Befreiung. Und das alles erstaunlich untheatralisch, weil vornehmlich reduziert im Arrangement auf Tastentupfer, Schlagwerk und – Gesang. Das ist nämlich eine der vielen schönen – und konzeptionell schlüssigen – Überraschungen des Albums, dass David Friedemann die bislang weniger gehörte eigene Stimme mit höchstens einem gaaanz kurzen Wimpernzucken nach vorn schickt, zwischen sprödem Sprech und einfühlsamer Anspannung im Zarten.

In dieser bewusst geöffneten Druckkammer allein bestehen zu wollen, war für das Loslaufen zweifelsohne der richtige Impuls, aber wäre auf die lange Strecke eine mindestens riskante, wenn nicht fatale Gangart geworden. Und so entstand über die Songs das Projekt nad labem, dass Gefährt*innen ins Boot dirigierte, die in der Verbundenheit und gemeinsamen Musikalität zu nahezu organischen Teilhaber*innen wurden: der langjährige Freund und Bandkollege Marco Sebastian Christ, Sparring-Partner bei den Arrangements und Mastermind beim Mischen und Friederike Pilz, die ihre Stimme zu David Friedemanns Gesang in ein Verhältnis bringt, das auch in engen Passagen die Sauerstoffzufuhr garantiert. An neuralgischen Punkten, sei es beschwingt in „binnenherz“ (so der Titel eines mit unverschämten Single-Qualitäten ausgestatteten Songs) oder gegen den Strich malend, schwappt sie wie eine Welle frisch schäumender Gischt über die angespannt knarrenden Planken. Dem spürbar lebhaft-eingängigen Hörerlebnis dieser Kollaboration ging ein ernsthafter Kreativprozess im Pingpong-Stil voraus, bei dem auch Frederike Pilz erstaunliches zutage gefördert hat. Wohin David Friedemann das Projekt nach diesem lebhaften Aufschlag steuert, lassen die Teilhaber*innen aktuell offen, ohne die geweckte Lust daran verbergen zu können.
(Text: Norbert Seidel)

.





Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>